Dieses Jahr ist Weihnachten anders für mich

Zum ersten Mal verbringe ich es alleine, und diese Einsamkeit drückt schwer auf mein Herz.

Meine Gedanken schweifen immer wieder zu Toni, meiner wundervollen Toni, die nicht mehr an meiner Seite ist. Die Traurigkeit, die mich erfüllt, lässt die Festtage so still und bedeutungslos erscheinen – als wäre ich allein in einer Welt, die ohne mich weiterläuft.

Dieses Weihnachten habe ich anders verbracht, ganz bewusst. Viele liebe Menschen – Familie und Freunde – haben mir ihre Türen geöffnet, mir angeboten, die Festtage mit ihnen zu teilen, mich in ihrem Kreis willkommen zu heißen.

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Es sind Angebote, die mich tief berührt haben, und doch habe ich sie alle ausgeschlagen. Nicht, weil ich die Wärme ihrer Gemeinschaft nicht schätze, sondern weil mir nicht danach war.

Dieses Weihnachten wollte ich für mich sein. Alleine.

Vielleicht wirkt das auf manche eigenartig, fast widersprüchlich, vor allem in einer Zeit, die von Nähe, Freude und Gemeinschaft geprägt sein soll.

Doch dieses Jahr fühlt sich für mich anders an. Ich spüre den Drang, mich zurückzuziehen, mich dem Trubel zu entziehen, und mir selbst die Freiheit zu geben, die Dinge auf meine eigene Weise zu fühlen – ohne Erwartungen, ohne Maske, ohne den Druck, fröhlich oder feierlich zu sein.

Die Tage und Stunden werde ich bewusst in einer Art Zwischenraum verbringen: einem Ort, an dem keine Lichterketten leuchten, keine festlichen Klänge erklingen, sondern nur ich bin, mit meinen Gedanken, meiner Trauer und meinen Erinnerungen an Toni.

Sie fehlt mir – so sehr, dass es schmerzt. Und ich glaube, genau deshalb wollte ich alleine sein. Dieses Weihnachten war für mich ein Raum, um loszulassen, zu weinen, und auch einfach mal nichts zu tun. Kein Zwang, keine Rolle, die ich erfüllen muss oder die man erwartet.

Ist es nicht auch eine Art von Ehrung? Toni, meine wundervolle Toni, hat so viel von mir verdient – meine Erinnerungen, meine Traurigkeit, meine Liebe, die bleibt, auch wenn sie nicht mehr an meiner Seite ist.

Es fühlte sich richtig an, ihr diesen Platz zu geben. Ich wollte ihr und mir den Raum lassen, mich treiben zu lassen, mich selbst zu verlieren, ohne den Druck, gute Laune zu haben oder in einen fröhlichen Chor der Weihnachtszeit einzustimmen.

Ich wusste, dass es schwer werden würde. Ich wusste, dass es Momente geben würde, in denen ich mich verloren fühlen würde, in denen die Einsamkeit mich fast erdrückt. Aber genau das war es, was ich brauchte. Ein Weihnachten, das kein Fest ist, sondern ein ganz besonderes Innehalten. Ein Eintauchen in die Stille, die manchmal mehr erzählt als tausend Worte.

Vielleicht ist das der wahre Kern von Weihnachten – nicht das Glänzende, nicht das Leuchtende, sondern das, was tief in uns liegt. Die Verbindung zu dem, was uns ausmacht, zu dem, was uns fehlt, und zu dem, was wir lieben – auch wenn es nicht mehr da ist.

Ich weiß nicht, ob ich diese Entscheidung nächstes Jahr genauso treffen werde. Aber dieses Jahr fühlte es sich richtig an, Weihnachten so zu verbringen. In Stille. Alleine. Mit mir selbst – und mit Toni in meinen Gedanken.

Alles ist anders, aber auch normal und folgt dem täglichen Doing.

Heute Morgen beobachtete ich, wie die Welt um mich herum scheinbar unbeeindruckt von Weihnachten ihren gewohnten Gang nahm.

Die Müllabfuhr war mit einem großen Team im Einsatz und arbeitete konzentriert. Der Postbote zog seine Runden, als wäre es ein gewöhnlicher Werktag, ein Tag wie jeder andere. Es wirkte so unbeeindruckt von der besonderen Magie, die ich als Kind immer mit Weihnachten verbunden habe.

Doch dann waren da auch die Nachbarn, die mit vollbepackten Händen ihre Geschenke ins Auto luden. Ihre Vorfreude war fast greifbar, als sie sich auf den Weg machten, um den Tag mit ihren Lieben zu verbringen. Für einen kurzen Moment wirkte das tatsächlich weihnachtlich. Ein Hauch von Wärme inmitten eines ansonsten nüchternen Morgens.

Abseits dessen herrschte eine fast geschäftige Normalität. Paketdienste lieferten weiterhin Pakete aus – hektisch, unermüdlich. Und ich sah, wie türkische Mitbürger am Autowaschen waren, eifrig damit beschäftigt, ihre Fahrzeuge auf Hochglanz zu bringen. Es war ein seltsames Zusammenspiel: Alltag trifft Festtag.

Für mich fühlte es sich an wie ein Tag zwischen den Welten. Ein Weihnachten, das gleichzeitig da und nicht da war. Die Wärme und die Verbindung, die ich mir wünsche, scheinen weit weg zu sein – vielleicht unerreichbar in diesem Jahr. Aber diese stille Beobachtung erinnert mich auch daran, dass Weihnachten nicht immer leuchtet und glänzt. Manchmal ist es ein Moment des Innehaltens, ein Moment der Trauer und der Reflexion.

Vielleicht ist genau das auch Teil des Lebens. Weihnachten zeigt uns nicht nur das Licht, sondern lässt uns auch die Schatten sehen – und damit unsere Menschlichkeit spüren.

Wie erlebst du Weihnachten in diesem Jahr? Schreib mir, ich würde mich freuen, von dir zu hören. Vielleicht ist es das, was Weihnachten auch sein kann: ein kleines Stück Verbindung, selbst in der Einsamkeit.